Magnificat B-Dur, WAB 24 (1852)

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Magnificat B-Dur, WAB 24 (1852)
Hymnus für Soli, vierstimmigen gemischten Chor, Orchester und Orgel

NGA: XX/3 (Hawkshaw, 1996)

Van Zwol Bruckner-Biografie 696f.



 


Die Aufnahmen im historischen Überblick

Die Aufnahme unter Jürgens (1984) klingt besonders was die Solisten angeht sehr transparent, beim Chor ist es geringfügig weniger.  Die Aufnahme hat einen warmen, fast intimen Klang und klingt weniger bravourös als Farnberger und weniger pompös als Kerbl. Die Solisten überzeugen mit viel Ausdruck, das Solistenquartett singt die stellenweise virtuose Partie mit einer angenehmen Selbstverständlichkeit. Ab "Amen" (T. 55) wird beschleunigt, wobei man nicht der Partitur sondern der Tradition folgt.

Hut ab vor der Perfektion, mit der die St. Florianer Sängerknaben unter Farnberger (1997) die gesangtechnischen Klippen des Magnificat meistern; vor allem der Sopransolist singt sich mit der virtuosen Art, in der er gleich zu Anfang seine Partie hinausschmettert, ins Rampenlicht, aber die anderen stehen ihm nur wenig nach. Solisten, Chor und Orchester spielen gut zusammen, diem Transparenz der Aufnahme ist zufriedenstellend; nicht alles ist durchhörbar, aber die jauchzende Musik macht das wett. Insgesamt eine gute Aufnahme, aber die Jungenstimmen werden sich gegenüber den Frauenstimmen der beiden anderen Aufnahmen behauptenm müssen - das ist jugendliche Frischheit gegen stimmliche (und menschliche) Reife.

Kerbl (2011) bietet den direkten Gegensatz zu Jürgens: seine Aufnahme ist laut, man sitzt als Hörer mitten drin; sie ist nicht subtil, wie bei Jürgens, sondern setzt auf Wirkung und nicht auf Transparenz. Die Musik klingt, als ob da ein großer Chor singen würde, und die Domakustik trägt auch ihr Scherflein bei. Das ist nicht negativ gemeint; Musiker und Technik sorgen für eine beeindruckende Aufführung, die dem Werk voll gerecht wird. Es ist fraglich, ob Bruckner sein Magnificat je in so überwältigendem Sound erlebt hat, aber es hätte ihm wahrscheinlich zugesagt. Diese Musik ist auch nicht auf subtiles Musizieren ausgelegt, sondern auf Marias Lob, "mit Pauken und Trompeten"!



Lukasz Borowicz
Johanna Winkel, Sophie Harmsen, Sebastian Kohlhepp, Ludwig Mittelhammer
RIAS Kammerchor, Akademie für Alte Musik Berlin, Raphael Alpermann (Orgel)
Aufnahmedatum: 25.6.2017 Live, Konzerthaus am Gendarmenmarkt, Berlin
Fassung/Partitur: Urtext-Edition Cohrs
Aufführungsdauer: *04'54
Ausgaben: CD:  Accentus ACC 30429
Bem.: s. Missa solemnis unter Borowicz


Franz Farnberger
St. Florianer Sängerknaben, C. Fraundorfer (Jungen-Sopran), D. Schweighofer (Jungen-Sopran), P. Jaidhauser (Jungen-Alt), M. Medlitz (Jungen-Alt), M. Reingruber (Jungen-Alt), Kurt Azesberger (Tenor), Markus Schulz (Bass) Instrumentalensemble St. Florian, Andreas Etlinger (Orgel)
Aufnahmedatum: 4/1997
Aufführungsdauer: *04'49
Ausgaben: CD: Studio SM D2639 SM 44, Studio SM FFSM 3142  

Jürgen Jürgens
Cilla Großmeyer, Mira Zakai, Wilfried Jochens, Assen Vassilev
Monteverdi-Chor Hamburg, Israel Chamber Orchestra
Aufnahmedatum: 2./3.7.1984 (Jerusalem, Dormitio-Abtei)
Aufführungsdauer: *04'26
Ausgaben: LP: Jerusalem Records ATD 8503 (Bruckner Archive Production); CD: BSVD-0109 (erhältlich bei abruckner.com)
Bem.: Da zum Zeitpunkt der Aufnahme Bd. XX/3 der Gesamtausgabe noch nicht erschienen war, wurde ein von der Wiener Nationalbibliothek zur Verfügung gestellter Mikrofilm als Grundlage für die Aufführung verwendet (s. Cornelis van Zwol, De Bruckner Gesamtausgabe in vogelvlucht 11, S, 182)

Thomas Kerbl
Regina Riel (Sopran), Isabell Czarnecki De Czarnce (Alt), Martin Kiener (Tenor), Daniel Pannermayr (Bass)
Chorvereinigung Bruckner 2011, Kammerorchester der Anton Bruckner Privatuniversität Linz, Philipp Sonntag (Orgel)
Aufnahmedatum: 21.9.2011 Live (Linz, Alter Dom)
Aufführungsdauer: *04'45
Ausgaben: CD: Brucknerhaus LIVA 046 (Anton Bruckner Lieder Magnificat), Gramola 99071 (Anton Bruckner Lieder Magnificat)