Präludium für Orgel Es-Dur, WAB 127 (Autorschaft Bruckners ungewiss) (1835/36???) | 
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Präludium für Orgel Es-Dur, WAB 127 (Autorschaft Bruckners ungewiss) (1835/36???)
	
	1. Veröffentlichung in: Max Auer: Anton Bruckner - Ein Lebens- und Schaffensbild, 1934
	Doblinger (Hans Haselböck, 1970, außerhalb der neuen Gesamtausgabe)
	NGA: XII/6 (Horn, 1999)
	
	Van Zwol, Bruckner-Biografie 680
	
	Überblick über die Aufnahmen
	Die ältesten Aufnahmen, von Forer und Rapf, stützen sich vermutlich noch auf die erste Ausgabe, die übrigens keine Abweichungen von der Partitur Horns enthält. Die Tempobezeichnung lautet Andante, wie auch schon in der Erstdruckpartitur.
	
	Die älteste Aufnahme ist die von Forer (ca. 1965?). Tempomäßig gehört sie ins Mittelfeld, vergleichbar mit Horn. Sie hat einen dunkel gefärbten Klang und bietet Abwechslung in der Registerwahl. Kaum Legato.
	Rapf (ca. 1969) spielt sehr schnell, sehr virtuos - die Zweiunddreißigstel-Noten flitzen vorbei. Dazu passt der helle Orgelklang und der fast völlige Verzicht auf Legato. In den letzten drei Takten muss allerdings ein deutliches Ritardando eingefügt werden wegen des Schlussakkords.
	Haselböcks (1/1972) Tempo wirkt maßvoll, die Noten flitzen nicht so vorbei wie bei z.B. Rapf, sondern sind einzeln hörbar. Die Orgel produziert einen weichen, silbrigen Klang. Am Schluss legt Haselböck ein Ritardando ein, aber nicht abrupt. Das Werk wirkt nicht primär als Virtuosenstück, die Interpretation versucht hinter den Noten auch die Musik zu entdecken.
	Kropfreiter (va. 1973) schafft eine sehr imposante Einspielung mit dem vollen Klang von S. Florian. Beide Hälften des Werkes sind gleichwertig, die schnellen Läufe müssen klanglich gegen die langen Noten ankämpfen - das ist keine Kammermusik! Kropfreiter verwendet mehr Legato als bisher die andern. Dazu passt dann das langsame Tempo. Sehr eindrucksvoll!
	Lohmann (1974) vermittelt einen teilweise anderen Bruckner: Er spielt schnell und sehr energisch, setzt auch viel Legato ein. Das Werk wirkt eher grimmig, ist keine Spielerei - Bruckners Musik wird sehr ernst genommen.Die Orgel hat einen nasalen Klang, anders als die bisherigen österreichischen Orgeln. Das Ritardando am Ende wirkt natürlich.
	Jansen-Wedekind (P 1978) ist wie Lohmann schnell und wirkt sehr virtuos, spielt das Präludium eher wie eine Etude. Große Orgel, mit beeindruckendem Sound.
	Die umtriebige, reisefreudige und fernsehverliebte Diane Bish  legt die schnellste Einspielung (P 1990) hin; bei T. 17/18 gibt es eine scharfe Zensur. Die Aufnahmetechnik hat Mrs. Bish übel mitgespielt: Man hört einen sumpfigen, wolligen  Orgelklang, wodurch die Läufe in der zweiten Hälfte kaum auszumachen sind. Im ersten Teil entsteht durch ein fortwährendes Legato ein breiiger Orgelklang. Fazit: Misslungen.
	Horn (4/1990): Horn spielt eloquent und klassisch-beherrscht und dadurch ist sein Tempo eher langsam. Hinzu kommt, dass er das Werk schön strukturiert und Dynamik hinzugefügt hat. Sehr überzeugend - höchstens mag man den Klang der Orgel etwas matt finden, aber das ist Geschmackssache.
	Parshins Interpretation (12/1993) vermittelt eine andere Tradition. Die erste Hälfte wird sehr langsam gespielt, wirkt schwer, mit viel Legato, aber trotzdem bleibt der Fluss der Musik klar hörbar. Ab T. 18 setzt ein irrsinniges Tempo ein, das erst gegen Ende (ab T. 37) abnimmt. Was Parshin da macht, wird erst klar, wenn man ihn z.B. mit Haselböck vergleicht: Während bei Haselböck der erste Abschnitt nur gut ein Drittel der gesamten Zeitdauer beansprucht, liegt er bei Parshin bei fast 50%, ist also viel langsamer. Parshin bezahlt allerdings einen Preis für sein virtuoses Tempo im zweiten Teil: Die Läufe sind nicht so präzise wie bei manchen anderen - wobei allerdings auch die Klangfülle der Orgel und die Akustik mitgespielt haben können. Trotzdem kann man Parshin trotz dieser Freiheiten eine große Musikalität nicht absagen - vielleicht ist seine Einspielung die Kombination von  "russischer Sääle" (erster Teil) und russischem Virtuosentum (zweiter Teil).
	Man fragt sich aber nach alledem: Konnte der junge Bruckner diese doch relativ schnellen Tempi bei aller Begabtheit selbst realisieren?
	
	
	
	
	Diane Bish
	Bruckner-Orgel Stiftskirche St. Florian
	Aufnahmedatum: P 1990
	Aufführungsdauer: *01'20
	Ausgaben: CD: Artisan Recordings Klassiques 888 17426818 (Great European Organs)
	Bem.: Auch auf YouTube mit Statement von Bish.
	Alois Forer
	Orgel der Hofburgkapelle Wien
	Aufnahmedatum: ca. 1965
	Aufführungsdauer: *01'55
	Ausgaben: LP: Gutenberg B 20 520, Elite Special PLPS 30 093 (Orgelwerke Anton Bruckner - Franz Schmidt)
	
	Gianmattia Gandino
	Carlo-Orgel von Sarre (Italien, AO)
	Aufnahmedatum: 31.10.2009 Live
	Aufführungsdauer: *01'33
	Ausgaben: Video: YouTube
	Franz Haselböck
	Brucknerorgel der Piaristenkirche Wien
	Aufnahmedatum: 1/1972
	Aufführungsdauer: (Carus FSM) *01'39
	Ausgaben: LP: Carus 33 107, Corona FSM 33107 CV, Corona 30 059, Musical Heritage Society MHS 1972, Schwann PVW 20375
	Franz Haselböck
	Aufnahmedatum: (P) 2007?
	Aufführungsdauer:
	Ausgaben: CD: KKM Records 3180-2 (Orgelmusik im Kirchenjahr)
	Erwin Horn
	Klais-Orgel Frauenkirche Nürnberg
	Aufnahmedatum: 4/1990
	Aufführungsdauer: *01'57
	Ausgaben: LP: Novalis 150 071-4; CD: Novalis 150 071-2
	Herwig Jansen-Wedekind
	Orgel der Kirche von Schoenbühl/Schweiz
	Aufnahmedatum: P 1978
	Aufführungsdauer: *01'29
	Ausgaben: LP: Summit SUM5033; Kass.: Summit X45033
	Augustinus Franz Kropfreiter
	Brucknerorgel Stiftskirche Sankt Florian
	Aufnahmedatum: ca. 1973?
	Aufführungsdauer: (L2376) *02'08), (L 2955)*02'11
	Ausgaben: LP: Lesborne L 2376, ORF/Lesborne L 2955 (Verein der Freunde der Oberösterreichischen Stiftskonzerte, 2 LP, zus. mit 8. Symph. Jochum/Bamberger Symphoniker)
	Bem.: Das Aufnahmedatum ist unbekannt; die ORF-LP wurde 1983 veröffentlicht.
	Heinz Lohmann
	Klais-Orgel der Jesuitenkirche Mannheim
	Aufnahmedatum: 1974
	Aufführungsdauer: *01'34
	Ausgaben: LP: RBM 3004; CD: Klassic Haus KHCD 2012-008
	 
	Walter Mauri
	Organo Mascioni, Kirche San Pietro Martire, Monza
	Aufnahmedatum: 7/1998
	Aufführungsdauer: *02'03
	Ausgaben: CD: Edizioni Musicali Sinfonica S-01
	
	Andreas Meisner
	Orgel?
	Aufnahmedatum: ?
	Aufführungsdauer: *02'04
	Ausgaben: CD: Audio Stax - The Space Sound CD
	Alexei Parshin
	Röver Orgel in der Evangelischen Baptistenkirche Moskau
	Aufnahmedatum: 12/1993
	Fassung/Partitur: Haselböck
	Aufführungsdauer: *01'41
	Ausgaben: CD: Psallite CD 60481
	Bem.: Die CD wurde wahrscheinlichin Russland hergestellt (A-RAM Ltd.)
	
	Bernhard Prammer
	Orgel Helpfau
	Aufnahmedatum: 2003
	Aufführungsdauer: 02'48
	Ausgaben: CD: Weinberg Records SW010215-2 (Orgellandschaft Oberösterreich vol. 7)
	Kurt Rapf
	Orgel des Ursulinenklosters Wien
	Aufnahmedatum: ca. 1969
	Aufführungsdauer: *01'29
	Ausgaben: LP: Deutsche Buch Gemeinschaft / Impression 6859, Victor (Japan) VX-146, Zaphiro (Spanien)
    
    
