Der deutsche Gesang / Das deutsche Lied d-moll WAB 63 (1892)

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Der deutsche Gesang oder
Das deutsche Lied d-Moll WAB 63 (1892)
"Wie durchs Bergtal dumpf grollt Donnergedröhn"
Vierstimmiger Männerchor u. Blechbläser (4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Kontrabasstuba)
Autor des Textes:  Erich Fels (Pseudonym für Aurelius Polzer)


Erstausgabe: Universal-Edition Wien (Victor Keldorfer, 1911)
NGA: XXIII/2, Nr. 35 (Pachovsky-Reinthaler, 2001)

Van Zwol Bruckner-Biografie 730




 


Überblick über die Aufnahmen

Es gibt nur wenig Aufnahmen, was man wegen des wenig variationsreichen nationalistischen Textes und der genauso einfallslosen Musik musikalisch leicht verschmerzen kann. Das Lied ist aber sehr aufschlussreich in Bezug auf die deutschnationale Stimmung im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und von daher verlangen die wenigen Interpretationen eine ernste Betrachtung. Von den bisher vier bekannten Aufnahmen stammen drei aus den USA!

Shewans erste Aufnahme (1983) erschreckt den deutschen Hörer vermutlich schon gleich wegen der unverständlichen Aussprache des Deutschen - man versuche mal gleich den Anfang! Musikalisch gesehen stellt man wiederholt ungleiche Einsätze fest. Shewan hört offenbar gerne Vibrato, und am Ende baut er noch ein überflüssiges Ritardando ein. Shewans zweite Aufnahme (1991), nunmehr für die CD, ist um kein Haar besser.  Der Klang des Blechs ist etwas markiger als in der ersten Aufnahme, aber er übertönt die ersten Worte des Chores (T. 5-8). Die Aussprache des Deutschen ist schlichtweg grässlich, das alles übertönende Vibrato klingt unschön, auch hier gibt's am Schluss ein Ritardando, und der Chorklang ist nicht einheitlich. Beide Aufnahmen dauern erstaunlicherweise gleich lang, 02'28 bzw. 02'29 - bedeutend schneller als die beiden übrigen.

Weit überzeugender ist Seelig (1995). Seine Aufnahme klingt ernst und nicht so aufpeitschend als Kerbl. Seelig versucht, Bruckners fast Dauer-ff durch wiederholte, eigenmächtige p ein wenig aufzulockern. Auch an anderer Stelle ändert er die Dynamik effektvoll: Nach dem fff marcato von T. 54 singt der Chor ein Diminuendo, und dann in T. 63 erneut fff. In T. 28-36 werden Pauken zwecks Untermauerung des Rhythmus eingesetzt. Der Chor hat einen relativ schlanken Klang, schlanker auf alle Fälle als bei Kerbl, singt weniger kompakt und entgeht so der Gefahr des 'Teutonischen'.

Kerbl (2012) hält sich an die Partitur. Durch die Aufnahmetechnik ist das Stück sehr präsent, der Hörer hat das Gefühl, mitten drin zu sein. Durch den Widerhall und durch das tiefe Blech klingt die Aufnahme zwar nicht transparent, aber wohl sehr imposant - und was will man mehr bei einem solchen Text? Die beste Aufnahme!




Thomas Kerbl
Männerchorvereinigung, Blechbläserensemble der Anton Bruckner Privatuniversität Linz
Aufnahmedatum: 25.9.2012 Live (Linz, Alter Dom, im Rahmen des Brucknerfestes 2012)
Aufführungsdauer: *03'00
Ausgaben: CD: LIVA 054 (Weltliche Männerchöre)

Timothy Seelig
Turtle Creek Chorale Dallas, Fort Worth Symph. Brass
Aufnahmedatum: 15./16.6.1995
Aufführungsdauer: *03'19
Ausgaben: CD: Reference Recordings RR-67 (Times of the Day)

Robert Shewan
Roberts Wesleyan College Chorale, Brass Ensemble
Aufnahmedatum: © 1983
Aufführungsdauer: *02'28
Ausgaben: LP: Roberts Wesleyan College Records 41 448 (Anton Bruckner - Sacred and Secular Choral Works); CD: High Definition Tape Transfers HDTT (ohne Nummer)(Anton Bruckner - Sacred and Secular Choral Music)

Robert Shewan
Roberts Wesleyan College Chorale, Brass Ensemble
Aufnahmedatum: 19./21.4.1991
Aufführungsdauer: *02'29
Ausgaben: CD: Albany TROY 063 (Choral Works of Anton Bruckner)