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	Rondo c-Moll, WAB deest (1862)
	Streichquartett
	
	
	NGA XII/1 (Nowak, 1985)
	
	Van Zwol Bruckner-Biografie 676
	
	
	Dieses Rondo wurde etwa eine Woche nach Beendigung des Streichquartetts fertiggestellt und im Kitzler-Studienbuch notiert, als "Rondo in größerer Form", wie Bruckner vermerkt. Als Alternative für das erste, kürzere Rondo des Streichquartetts, aber auch als selbständiges Werk wird es nach wie vor stiefmütterlich behandelt - es gibt nur wenige Einspielungen. Nowak hat sich dafür entschieden, in seiner Ausgabe die dynamischen und aufführungstechnischen Zeichen der Vorlage nicht zu übernehmen, weil diese nicht von Bruckner selbst stammen
	
	 
	
	Die Aufnahmen im historischen Überblick
	Nachdem 1985 die Partitur des Rondos erschienen war, machte Cornelis van Zwol, niederländischer Bruckner-Kenner par excellence, Ende der 1980er Jahre den Primarius des niederländischen Raphael  Quartets auf das Werk aufmerksam, und so erschien 1992 die weltweit erste Aufnahme des Rondos, auf einer CD, die Bruckners Werken für Streichquartett und -quintett gewidmet war. Das Rondo wird langsam gespielt, aber auch locker und tänzerisch und sehr transparent - niemand spielt z.B. die Cellopartie in T. 88-95 so prägnant und klar; auch die Pizzikati sind als solche hörbar. Durch das relativ langsame Tempo kann die Struktur des Werkes deutlich herausgearbeitet werden. Der Gebrauch der Dynamik ist schön abgestuft. Die Aufnahme in einem Wort: luzide.
	
	L'Archibudelli (1994) geht andere Wege. Ihre Aufnahme ist die schnellste: 05'13, etwa 40'' schneller als das Raphael Quartet.(05'55).Details werden etwas weniger scharf herausgearbeitet, dafür wirkt die Musik sehr beweglich und eloquent. .L'Archibudelli spielt das Rondo fast symphonisch, mit großer Gebärde, und manchmal etwas forsch. Die Musik wirkt eher streng. Im Spiel gibt es keine großen dynamischen Unterschiede. Die 1. Geige steht meistens zentral. Das Ganze wirkt souverän.
	
	Die Interpretation des Ruysdael Quartets ist leicht, tänzerisch, zart - sie bildet einen großen Gegensatz zu der von L'Archibudelli. Allerdings geht die Leichtigkeit gegen den Schluss des Werks wegund wird das Spiel strenger undkräftiger, was natürlich die Einheit innerhalb der Interpretation gefähdet. In dynamischer Hinsicht geht die Gruppe sehr behutsam vor; manchmal gestaltet sie die Dynamik frei - was ja nach der Meinung von Nowak in Ordnung ist...
	
	Die Aufnahme des Fine Arts Quartet (2007)ist eine halbe Minute langsamer als die von L'Archibudelli. Sie wirkt eine Spur und lebhafter relaxter als diese; sie ist weniger forsch, weniger streng, legerer, die Musik swingt leicht. Dafür präsentiert sich L'Archibudelli etwas überlegener. Das Fine Arts Quartet spielt rhythmisch nachdrücklich, ist dynamisch beweglich, erlaubt sich auch kleine Freiheiten, die nicht in der Original-Partitur vorkommen, so etwa ein Crescendo/Decrescendo vor T. 173.
	
	Vier erste Einspielungen also, und alle vier auf hohem Niveau. Wenn es einen "Sieger" (?) geben soll, so vielleicht das Raphael Quartet - aber die drei anderen stehen ihm kaum nach.
	
	
	
	
	L'Archibudelli
	Aufnahmedatum: 5/1994
	Aufführungsdauer: *05'13
	Ausgaben: CD: Sony Classical Vivarte SK 66 251
	
	Fine Arts Quartet
	Aufnahme 2003
	Ausgaben: Download von Classics online; SWR 10241
	Bem.: Nach dem Untergang von Classics online ist die Aufnahme vom Markt verschwunden.
	Fine Arts Quartet
	Aufnahmedatum: 22./24.9.2007
	Aufführungsdauer: *05'54
	Ausgaben: CD: Naxos 8.570788, Hänssler Profil PH 13007 (Anton Bruckner - The Collection, 20 CD, vol. 12)
	
	Raphael Quartet
	Aufnahmedatum: 2/1992
	Aufführungsdauer: *05'55
	Ausgaben: CD: Globe 5078, Globe 6043
	
	Ruysdael Quartet
	Aufnahmedatum: 2006?
	Aufführungsdauer: *05'40
	Ausgaben: CD: Cobra Records 0032 (First Steps)
	Bem.: Zusammen mit anderen ersten Versuchen von Streichquartetten von Britten, Puccini, Grieg, Rachmaninov, Schönberg und Webern